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Tankstelle

Die JaBe-Stiftung unterstützt Kindernöte e.V. in Chorweiler

Im Gruppenangebot Tankstelle treffen sich Geschwister von Kindern mit Behinderung oder mit einer schweren Erkrankung. Die JaBe-Stiftung fördert das niedrigschwellige Angebot von Kindernöte e.V. in Chorweiler seit Anfang 2022.

In Familien mit einem Kind mit Behinderung oder schwerer Erkrankung müssen Geschwisterkinder oft zurückstecken. Dies geschieht natürlich ohne Absicht der Eltern, ist aber einfach der sehr zeitintensiven Betreuung und Pflege des behinderten Kindes geschuldet! In Ein-Eltern-Familien sind Zeitbudget und emotionale Ressourcen von Mutter oder Vater noch begrenzter, die Situation für Geschwisterkinder noch schwieriger. Geschwisterkinder stehen oft am Rand und werden oder fühlen sich vernachlässigt, wenig beachtet, sie sind eifersüchtig oder wütend, oder beides. Zugleich entwickeln Geschwisterkinder häufig eine Überangepasstheit als Folge der ständigen Rücksichtnahme auf die Belastungen der Eltern. Geschwister stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück und versuchen, alleine zurechtzukommen – auch wenn dies noch überhaupt nicht altersangemessen ist. Durch Übernahme von Aufgaben, Pflege, Förderung etc. entsteht bei Geschwistern oft ein Helfer-Syndrom und sie entwickeln das Gefühl, sich lebenslang aufopfern und Verantwortung tragen zu müssen. Nicht zuletzt erleben Familien mit einem behinderten Kind materielle Einschränkungen, da für die Betreuung oft die Erwerbstätigkeit aufgegeben wird und zugleich besondere Leistungen finanziert werden müssen. Diese schlechtere finanzielle Lage hat Auswirkungen auch auf die Geschwisterkinder.

Daraus entstehen als Hauptrisiken für die gesunde Entwicklung der Geschwisterkinder:
Überforderung, da sie sehr früh selbständig werden, die Erwartungen der Eltern erfüllen und ihnen nicht „zur Last fallen“ wollen.
Emotionale Vernachlässigung, da sie oft durch ihre Überangepasstheit nicht auffallen und ihre Belastungen nicht zum Thema machen.

Die Tankstelle ist für Geschwisterkinder ein Ort zum „Auftanken“, wo sie im geschützten Rahmen Austausch mit anderen, ebenso betroffenen Kindern finden können, ihren Alltag nicht erklären müssen und ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen – für ihren Alltag, ihre Sorgen und Wünsche. Sie entdecken eigene Stärken und Talente, so dass sie ihre Gefühle ausdrücken und ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit steigern können. Die teilnehmenden Kinder lernen (dass es nicht schlimm ist) um Hilfe zu bitten und Vertrauen zu fassen; die Gruppenstunden sind frei von alltäglichen Pflichten und Aufgaben. Die Gruppe bietet die Möglichkeit über Themen zu reden, die sie in ihren eigenen Familien nicht ansprechen würden. Die teilnehmenden Kinder stärken ihre Regulationsfähigkeit und reduzieren sozial-emotionale Anpassungsschwierigkeiten. In der Gruppe können neue Handlungsalternativen für Belastungssituationen erprobt und individuelle Bewältigungsmaßnahmen erlernt werden. Die teilnehmenden Kinder lernen um Hilfe zu bitten, sie lernen, dass das nicht schlimm ist, und sie lernen, Vertrauen zu fassen… Schließlich lernen die teilnehmenden Kinder, ihre eigene Situation und die der weiteren Familienmitglieder besser zu verstehen.

Zunächst 14tägig, inzwischen wöchentlich treffen sich derzeit fünf Kinder im Alter von acht bis elf Jahren, begleitet von K. Corsten (Sonderpädagoge), an einem vereinbarten Ort in Chorweiler-Mitte, spielen zusammen, tauschen sich aus und nutzen die gemeinsame (freie) Zeit, um sich immer besser kennenzulernen und schließlich auch, um über „ihre“ Themen zu sprechen. In der dunkleren Jahreszeit suchen sie einen Gruppenraum im Jugendzentrum auf und unternahmen bereits einen Ausflug ins Kino. Beim derzeitigen heißen Sommerwetter ist der Pariser (Wasser-Spiel-)Platz der beste Ort.

Kindernöte e.V.
Internet: www.kindernoete.de
Fotos: © Kindernöte e.V.