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Broschürendruck Vermutung Kindesmißbrauch

Die JaBe-Stiftung unterstützt die Aufklärungsarbeit von Zartbitter e.V. in Köln


Was tun, wenn ich sexuellen Missbrauch an Kindern im Vor- und Grundschulalter vermute?

Seit einigen Jahren publiziert Zartbitter e.V. sehr erfolgreich relativ übersichtlich gehaltene Informationsbroschüren, die sowohl Eltern als auch pädagogischen Fachkräften Grundlagenwissen über Möglichkeiten der Prävention sexueller Gewalt sowie Hilfen für betroffene Kinder im Vor- und Grundschulalter vermitteln. Die Broschüren sind sehr praxisnah, in leicht verständlicher Sprache und mit liebevollen Illustrationen gestaltet.

Bisher erschienen sind die Broschüren:

  • Ganz schön blöd –Tipps gegen Angstmache, Erpressung und sexuelle Belästigung
  • Doktorspiele oder sexuelle Übergriffe – Tipps für Mütter und Väter
  • Ein Kind wurde sexuell missbraucht. Wie kann ich das betroffene Kind unterstützen?

In den letzten Monaten wurde – nicht zuletzt anlässlich der Missbrauchsskandale Lügde und Bergisch Gladbach – Zartbitter e.V. von zahlreichen Fachkräften auf den Bedarf einer Informationsbroschüre zum Umgang mit der Vermutung eines sexuellen Missbrauchs angesprochen.

Zur inhaltlichen Konzeption der Broschüre

Kommt der „Verdacht“ eines sexuellen Missbrauchs auf, so haben nicht wenige Laien und Fachkräfte die Scheu, einen Menschen fälschlicherweise zu verdächtigen. Sie bagatellisieren die Handlungen oder blenden diese ganz aus. Viele Fachkräfte pädagogischer und sozialarbeiterischer Arbeitsfelder versuchen zunächst, den Sachverhalt  durch Befragungen „abzuklären“, obgleich die Abklärung eines Verdachts einzig und allein Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden ist. Die Aufgabe von Schule, Jugendhilfe und des Gesundheitswesens ist es vielmehr, bereits bei der Vermutung sexueller Übergriffe oder eines sexuellen Missbrauchs das Kindeswohl sicherzustellen. Fachkräfte dieser Arbeitsfelder haben weder die kriminalistischen Möglichkeiten noch den Auftrag, Opfer oder Beschuldigte systematisch zu „vernehmen“ oder zu bewerten, ob tatsächlich Gewalthandlungen im Sinne des Strafgesetzbuches stattgefunden haben oder nicht. Sie müssen vielmehr bereits tätig werden, wenn aufgrund von (sexuellen) Grenzverletzungen die Gefahr besteht, dass die gesunde seelische Entwicklung eines Mädchens/Jungen beeinträchtigt wird. Pädagogische Fachkräfte sind  dementsprechend gesetzlich verpflichtet, sich im Falle der Vermutung sexueller Übergriffe oder eines sexuellen Missbrauchs von erfahrenen Fachkräften, spezialisierten Fachberatungsstellen oder Jugendämtern beraten zu lassen, damit das Risiko der Kindeswohlgefährdung abgeklärt und in Kooperation ggf. Maßnahmen zum Schutz und der Hilfe für die Opfer initiiert werden.

Um diesen Auftrag erfüllen zu können, müssen Fachkräfte

  • ihren eigenen Auftrag und die Arbeitsweisen anderer Arbeitsfelder kennen
  • offene und verdeckte Hinweise auf Missbrauch wahrnehmen und verstehen
  • Verhaltensweisen und Folgeproblematiken betroffener Kinder einschätzen
  • erste Gespräche mit betroffenen Kindern führen
  • und kompetente Hilfen für betroffenen Kinder und deren Vertrauenspersonen vermitteln können.

Bis zum heutigen Tage sind Fragen des Kinderschutzes nicht als verpflichtende Themenstellungen in den Ausbildungsgängen pädagogischer, sozialarbeiterischer, therapeutischer und juristischer Berufe verankert. Während in der Öffentlichkeit inzwischen ein Allgemeinwissen zum Umgang mit körperlicher Kindesmisshandlung vorhanden ist, verfügt bisher ein Bruchteil der mit und für Kinder arbeitenden Fachkräfte über die Information, dass ein Vorgehen zum Schutze der Opfer sich in Fällen sexuellen Missbrauchs deutlich vom Vorgehen bei der Vermutung körperlicher Misshandlung unterscheidet.

Die Broschüre „Was tun, wenn ich sexuellen Missbrauch vermute?“ soll Antworten auf die Fragen der Praxis geben und somit Fachkräften und im Elternrat von Kitas, Schulen und Vereinen engagierten Müttern und Vätern eine erste Handlungsorientierung vermitteln. Durch Vermittlung von Grundlagenwissen erleichtert sie in konkreten Fällen der Vermutung sexualisierter Gewalt den interdisziplinären Dialog und somit die Kooperation zwischen den  Institutionen – insbesondere zwischen Schulen, Kindertagesstätten und Jugendamt.

Die Broschüre wird folgende Aspekte aufgreifen:

  • offene und verdeckte Hinweise betroffener Kinder
  • sich selbst als vertrauenswürdige Ansprechpartner*in für Kinder erweisen
  • mit Vorgesetzten, Fachberatungsstellen und Jugendämtern kooperieren
  • Schritte der kindgerechten Aufdeckung sexuellen Missbrauchs und sexueller Übergriffe
  • Fakten sorgfältig dokumentieren
  • mögliche Hilfen für betroffene Kinder und ihre Familien
  • eigene Grenzen achten

Finanzierungskonzept

In der Vergangenheit hat es sich bewährt, wenn die Erstproduktion von Zartbitter-Broschüren über Spenden bzw. Sponsorengelder im Sinne einer Starthilfe finanziert werden. Die Broschüren werden erfahrungsgemäß zu ca. 50% über den Zartbitter-Onlineshop vertrieben, zu 50% Fachkräften kostenlos zur Verfügung gestellt – im Rahmen von bundesweiten Fachtagungen, Fachberatungen oder Mailings (z.B. Kölner Jugendämtern, Kitas, Schulen). Die Druckkosten der Exemplare für fachlich zweifelsfrei sinnvolle Verschenk-Aktionen finanzieren sich langfristig über die Einnahmen der über den Zartbitter-Onlineshop verkauften Broschüre.

Der Text der geplanten Broschüre wird von Ursula Enders ehrenamtlich außerhalb der Arbeitszeit verfasst. Folglich entstehen im Rahmen der Produktion keine Autorenkosten.

Die JaBe-Stiftung für Kinder und Jugendliche kam Anfang 2020 auf Zartbitter e.V. zu, um die Ansprechpartner und deren Arbeit kennenzulernen. Frau Müller kannte die Einrichtung noch aus ihrer Schulzeit und so entstand ein intensiver Austausch. Die Erstproduktion der o.g. Broschüre wurde aus mehreren Alternativen als Förderprojekt für die Stiftung ausgewählt.

Allerdings hat sich das Projekt dahingehend verändert, dass zunächst Kurzvideos und Gesamtvideos (u.a. auf YouTube) in Angriff genommen wurden, bei denen die Illustrationen aus der Broschüre genutzt wurden, mit denen brandaktuell eine Antwort auf den durch Corona entstandenen Bedarf gegeben werden soll. Diese Vorgehensweise wurde mit der JaBe-Stiftung abgesprochen.

Wir möchten uns bei der JaBe-Stiftung für die Förderung herzlich bedanken.

Ursula Enders
Vorstand und hauptamtliche Mitarbeiterin von Zartbitter e.V.

Zartbitter e.V.
Internet: www.zartbitter.de
Fotos: © Zartbitter e.V.