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Widder opdun

Die JaBe-Stiftung unterstützt LoRe zusammen mit der Stiftung 1. FC Köln.

„Widder opdun“ – (Kölsch für „wieder öffnen, aufmachen“) als Antwort auf die Frage:
„Was haben ein Lobby-Restaurant, ein Geißbock und ein Banker gemeinsam?“

„LoRe“ in Köln steht für Lobby-Restaurant für Banker und Berber – ein außergewöhnliches Konzept, da hier Banker und Obdachlose gemeinsam speisen, in gleicher frischer Qualität, heller und freundlicher Atmosphäre und zu fairen Preisen für beide Seiten. Täglich gibt es ein 3 Gänge Menü, serviert wird an Tischen mit rot-weiß karierten Tischdecken. Ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten hier und geben täglich ihr Bestes. Hier kennt man sich, hier trifft man sich zum „Klönen“, hier isst man gemeinsam und für einige schafft es damit eine Tagesstruktur. LoRe ist eine Anlaufstelle, ein Begegnungsraum und geht damit über ein Restaurant weit hinaus. Gegründet 1994 zwischen Ebertplatz und Dom durch den Verein KALZ e.V. (Kölner Arbeitslosenzentrum) hat sich das Pionierprojekt erfolgreich etabliert, die bekannte Musikgruppe „die Höhner“ haben die Schirmherrschaft übernommen und sogar ein Lied darüber geschrieben („Alles verlore, noch lang nit am Eng“). Eine Stammkundschaft von mind. 30 Gästen täglich werden hier bewirtet.

Ab dem Lockdown jedoch musste Bernd Mombauer, Geschäftsführer von KALZ e.V., das LoRe schweren Herzens schließen. Der Kölner Arbeitslosenzentrum e.V. betreibt daneben auch die Überlebensstation GULLIVER am Kölner Hauptbahnhof/ Breslauer Platz. Hier können Bedürftige schlafen, sich waschen, essen und verweilen. Leider musste auch diese Einrichtung zeitweise schließen.

Was für Nicht-Obdachlose Menschen einen Abstrich bedeutet, mal eine Zeit lang nicht essen gehen zu können, trifft Obdachlose besonders hart – das Geld reicht bei vielen nicht aus für eine tägliche warme Mahlzeit. Damit geht es denen, die eh schon benachteiligt sind, noch schlechter. Als Geschäftsführer von sozialen Einrichtungen geht dies Herrn Mombauer sehr nahe, weil er seine Gäste oft schon viele Jahre kennt und um ihre Nöte weiß. Ein warmes Essen kann in der Not „Leib und Seele“ zusammenhalten.

Schließen geht schnell, aufmachen unter veränderten, einschränkenden Bedingungen kann sich ziemlich schwierig gestalten. Es gibt sehr hohe Hygiene-Auflagen an die Gastronomie. Ehrenamtler fallen aus, gelten als Risikogruppe. Der Einkauf wird plötzlich ein Problem, da nicht jeder einen Führerschein hat. Das Team soll erhalten bleiben, man will keinen entlassen, aber es ist keine Arbeit da. Gelder werden knapp, die öffentlichen Fördermittel reichen nicht aus, um in dieser Situation alternativ zu agieren. Zusammengefaßt: hier brauchte man Hilfe.

Jedem Kölner leuchtet sofort ein, was mit dem Geißbock gemeint ist – nämlich das Maskottchen vom 1. FC Köln – hier geht es aber genauer gesagt um die Stiftung des 1. FC Köln. Diese hat in Coronazeiten mehrere Projekte im Obdachlosen- und Bedürftigenbereich zeitnah auf die Beine gestellt. Aufgrund der Schließungen rund um den Fußball Verein wurde Personal aus Verkaufs-, Gastronomie und anderen Bereichen alternativ in diesen Projekten eingesetzt. Über ein erfolgreich durchgeführtes Projekt entstand der Kontakt zum KALZ e.V. über einen Sternekoch.

Die JaBe-Stiftung für Kinder- und Jugendliche hat sich ebenfalls Gedanken gemacht, was man während der Krise im Obdachlosenbereich tun kann und ist über Medienrecherche auf die FC-Stiftung und deren Hilfsaktionen aufmerksam geworden. Jan Bettink, der Stiftungsgründer ist gebürtiger Kölner, großer FC Fan und ehemaliger Banker. Damit schließt sich der Kreis auf die Anfangsfrage. Kurzerhand hat man Kontakt aufgenommen, sich getroffen und danach beschlossen gemeinsam den Verein KALZ e.V. zu unterstützen. Die FC-Stiftung hat dabei die Federführung übernommen. Deren Mitarbeiter übernahmen den Einkauf sowie den Transport, die Bezahlung der Lebensmittel beide Stiftungen.

Seit der Wiedereröffnung Ende April konnten in den ersten vier Wochen über 800 frisch zubereitete Mahlzeiten kostenfrei an Gäste herausgegeben werden.

Anfang Juni 2020 kam es zu einem Treffen zwischen Herrn Mombauer, Frederik Becker (Projektmanager) von der FC-Stiftung und Leonie Müller (Projektleitung) von der JaBe-Stiftung. Dort konnte man sich vom Konzept, der aktuellen Situation, den tollen Mitarbeitern und dem wirklich einladenden Lokal überzeugen. Es war ein sehr schönes Treffen, bei dem sich alle Beteiligten miteinander austauschen konnten. Herr Mombauer bedankte sich herzlich für die Mithilfe beider Stiftungen.

In Köln sagt man „zesammestonn“ – was zusammenstehen, zusammenhalten bedeutet. In guten wie in schlechten Zeiten.

Kölner Arbeitslosenzentrum KALZ e.V.
Internet: www.koelnerarbeitslosenzentrum.de
Fotos: © Leonie Müller, Stiftung 1. FC Köln